Ich-Botschaften: 3 Schritte für wertschätzendes Feedback!

Ich-Botschaften heben die Qualität des Feedback auf eine höhere Stufe. Feedback muss keine Lobhudelei sein, und Kritik muss nicht mit dem Holzhammer daherkommen. Feedback sollte Möglichkeiten zur Lernen und Weiterentwicklung aufzeigen. Wie man den richtigen Ton trifft lesen Sie hier.

Das Sandwich Feedback mag ich … nicht!

Ein sehr bekannte -und auch verbreitete- Methode ist das Sandwich-Feedback (manchmal auch Feedback-Burger genannt). Dieses kommt aus dem US-amerikanischen und funktioniert im deutschen Sprachraum nicht so gut. Die Idee den Verbesserungsvorschlag (bzw. den Kritikpunkt) zwischen zwei „positiven“ Rückmeldungen scheint manchen zu aufwendig. Für manche wirkt die „positive Einleitung“ etwas gekünstelt, und das ganze „Sandwich-Feedback“ wird als nicht authentisch wahrgenommen.

Variante: Mit dem Positiven aufhören

Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, wenn man den ersten Teil weglässt und auf die Wichtigkeit der Reihenfolge hinweist. Feedback kann sehr einfach und sehr wirkungsvoll sein. Am wichtigsten ist die Reihenfolge: Zuerst die Verbesserungsvorschläge (bzw. Kritikpunkt), dann die Punkte, die „mir gut gefallen haben“. Also unbedingt mit einer Stärke aufhören, auf der man aufbauen kann. Belegtes Brötchen sozusagen!

Versuchen Sie es mit Ich-Botschaften!

Ich Botschaften heißen, weil das eigene Ich im Zentrum des Feedbacks steht. Ich-Botschaften heißen nicht ich Botschaften, weil diese immer mit „Ich“ beginnen. Sätze die mit Ich beginnen sind sehr oft Ego-Botschaften, deren Zweck die Selbstwerterhöhung des Senders gegenüber anderen ist. Beispiel:

„Ich habe die entscheidende Idee gehabt, ohne diese würden wir wahrscheinlich pleite sein.“

„Ich habe das Team zum Sieg geführt“ usw.

Auf Basis der eigenen Wahrnehmung, Wirkung (z.B. welche Gefühle dies bei mir auslöst) werden Wünsche und Bedürfnisse formuliert.

Du-Botschaften kommen daher wie ein Holzhammer. Wer das nicht will, sollte auf Ich-Botschaften umsteigen.
Du-Botschaften kommen daher wie ein Holzhammer. Wer das nicht will, sollte auf Ich-Botschaften umsteigen.

Du-Botschaften: Feedback mit dem Holzhammer

Eine Du-Bostschaft kann – selbst wenn diese „gut gemeint ist“ – wie ein Holzhammer daher kommen.

„Du musst in Kundengesprächen in Zukunft mehr verkaufen.“

„Du musst in Zukunft schneller werden.“ usw.

Die Formulierung „Du musst“ ist sehr gebräuchlich bei „Du-Botschaften“. Durch diese Formulierung wird ein Ergebnis, das nicht ganz der Idealvorstellung entspricht, dem/der Ausführenden angelastet. Das Ergebnis ist somit ausschließlich vom Verhalten des/der Ausführenden abhängig. Das muss nicht sein!

„Ist Nur mein Feedback!“

Gelungenes Feedback hat viel mit der eigenen Haltung zu tun. Manche machen es sich mit dem Feedback einfach – oder sie haben im „Konstruktiv-miteinander-kommunizieren-Workshop“ nicht aufgepasst. Feedback braucht den richtigen Zeitpunkt (vor allem für den*die Feedbackempfänger*in), entsprechende Rahmenbedingungen und vor allem die „richtige“ Haltung des*der Feedbackgeber*in.

Damit ist gemeint, dass man es um wirklich um einen Verbesserungstipp oder einen Hinweis zum Lernen und Verbessern des*der Feebacknehmer*in geht – und eben nicht um versteckte Kritik. Und auch nicht um schlammpig vorgetragenes Feedback im Sinne von „Ist aber nur Feedback!“.

Hier ein Twitterfund von „Bina Bianca“. Ich finde sie bringt´s auf den Punkt – Vielen Dank!

Humoristische Bearbeitung zu Feedback

Eine Du-Botschaft ist eine Einweg-Kommunikation

Feeback kann eben keine Einweg-Kommunikation sein. Auch wenn es verlockend ist, den Punkt „Feedback an XY geben“ auf der Do-to-Liste abzuhacken. Ich gehe zur Person hin und geben ihm/ihr mein Feedback. Mit der Floskel „Ist nur Feedback“ wird ja auch scheinbar klar kommuniziert, dass es keine Kritik sein sollte. Nur lässt man den*die Feedbacknehmer*in mit dem Feedback alleine:

„Ist nur Feedback, tue einfach damit, was Du willst. Ich bin aus der Verantwortung raus. Ich habe Dir ja mein Feedback gegeben.“

Feedback ist im Idealfall ein dialogischer Prozess, wo der*die Feedbacknehmer*in auch Verständisfragen stellen kann, und – bei Bedarf – auch an zukünftigen Einstellungen und Verhalten arbeiten kann. Ansonsten bleibt es eine etwas schöner formulierte Du-Botschaft.

Die 3 Schritte einer gelungenen ICH-Botschaft in der Arbeit: WWW

Ich-Botschaften in der Arbeit
Ich-Botschaften in der Arbeit

ICH-Botschaften mit der WWW-Formel

Wahrnehmung: Beschreibung ohne Bewertung

Beispiele:
Ich nehme …. wahr.
Ich sehe, dass …
Mir fällt auf, dass …
Ich bin mir nicht sicher, ob ich …

WICHTIG: Auf der Beobachtungs- und Beschreibungsebene bleiben, NICHT erklären und bewerten.

Wirkung: Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen

Beispiele
Das verursacht bei mir …
Irgendwie wirkt es auf mich als …

WICHTIG: Negative Gefühle entstehen, weil Ihre Bedürfnisse nicht erfüllt sind!!
Und nicht, weil Ihr Gegenüber sich so oder so verhält

Wunsch: Vorschlag für zukünftige Interaktion

Beispiele:
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, ….
Mir wäre sehr recht, wenn wir bezüglich … eine Vereinbarung treffen könnten.
Ich bitte Sie, mir zu sagen, ob Sie ….

WICHTIG: Eine Bitte ist keine Forderung! Sie können niemand dazu zwingen, Ihre Bedürfnisse zu erfüllen, auch wenn Sie das vielleicht häufig glauben.
Falls Sie es doch versuchen, bekommen Sie früher oder später die Quittung dafür.

Anwendungsbeispiele

1. Jemand redet im (virtuellen) Meeting zu lange

Du-Botschaft

Du redest immer viel zu lange, deshalb dauert das virtuelle die Einstiegsrunde immer so lange!

Ich-Botschaft

Die Einstiegsrunde hat heute länger als vereinbart gedauert. [W1] Ich habe mich bemüht an die vereinbarten zwei Minuten Redezeit zu halten. [W2] Ich würde mir wünschen, dass sich die anderen / Name / … auch daran hält, damit wir unseren Zeitplan einhalten können. [W3]

[W1: Beobachtung W2: Ausdruck des eigenen Gefühls und eigener Anstrengungen W3: Erinnerung an gemeinsame Gruppenregel ohne direkten Angriff und Schuldzuweisung]

2. Man wird unterbrochen

Du-Botschaft

Du unterbrichst mich dauernd!

[Direkter Angriff mit eingebauter Killerphrase „dauernd“]

Ich-Botschaft

Ich bin jetzt mehrmals unterbrochen worden. [W1] Ich fühle mich nicht wertgeschätzt und habe das Gefühl, dass meine Beiträge nicht so wichtig sind. Wir haben vereinbart uns aussprechen zu lassen und uns zu zuhören.  [W2] Daher möchte ich an diese Regel, die wir gemeinsam vereinbart haben wieder erinnern. [W3]

[W1: Beobachtung W2: Ausdruck des eigenen Gefühls, W3: Erinnerung an gemeinsame Gruppenregel ohne direkten Angriff und Schuldzuweisung]

Video-Tutorial

Ich-Botschaften auf Youtube

Zusammenfassung

Was sind Ich-Botschaften?

Ich Botschaften heißen so, weil das eigene Ich im Zentrum des Feedbacks steht. Auf Basis der eigenen Wahrnehmung, Wirkung (z.B. welche Gefühle dies bei mir auslöst) werden Wünsche und Bedürfnisse formuliert.

Keine Ich-Botschaften sind
– Du-Botschaften: Den anderen verbessern und auf dessen Fehler hinweisen („Du musst …“).
– Ego-Botschaften: Selbstwerterhöhung auf Kosten anderer („Ich bin der Beste, weil …“)

Wie formuliere ich Ich-Botschaften?

Eine einfache Merkregel ist die WWW-Formel: 1. Wahrnehmung, 2. Wirkung und 3. Wunsch.

Was sind die Vorteile von Ich-Botschaften?

Bei Ich-Botschaften werden die Bedürfnisse des/der anderen (Empathie) und eigenen (Selbstmitgefühl) gleichermaßen berücksichtigt. Die einfache WWW-Formel schützt vor dem Hineinkippen in Du-Botschaften, welche die Fehler nur bei anderen sehen.

Wie werde ich „Feedback-Profi“?

– Ich bemühe mich, ICH-Botschaften zu senden: Meine Rückmeldung beruht auf dem WWW-Prinzip: Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch. (Siehe Übungsblatt unterhalb)
– Ich achte auf das „Drumherum“: Ich wähle einen geeigneten Zeitpunkt (möglichst stressfrei), einen geeigneten Ort (beim Kopierer, im Besprechungsraum, beim Kaffee) und einen richtigen Rahmen (Einzelgespräch, Teammeeting). Wichtig ist dabei, dass der/die Feedback-Empfänger*in bereit dazu ist.
– Ich achte auf die richtige Reihenfolge: Zuerst Verbesserungsvorschläge, dann positive Rückmeldungen
– Ich habe neben Verbesserungsvorschlägen dreimal so viele positive Rückmeldungen dabei.

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Fokus: Positive Self-Leadership

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1 thought on “Ich-Botschaften: 3 Schritte für wertschätzendes Feedback!”

  1. Ich möchte gern eine Positive Rückmeldung geben.
    Herr Timme Reiner hat gute nicht nur sachliche Vorbereitung sondern auch mit Emphatie.
    Vielen Dank für „Einführung in die Betreuung“
    Ich wünsche alles Gute und viel Positive Beitragen.

    Antworten

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