Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit bezeichnet das Vertrauen einer Person in die eigene Fähigkeit, durch eigenes Handeln gewünschte Ergebnisse zu erzielen und Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Selbstwirksamkeit definition
Selbstwirksamkeit Definition

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Theorien und Modelle zu Selbstwirksamkeit

Positive Psychologie

Die Positive Psychologie betont die Bedeutung von Selbstwirksamkeit für das individuelle Wohlbefinden und die Resilienz. Forschungen zeigen, dass ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit zu größerem Lebensglück und Erfolg führt.

 

Soziale Lerntheorie von Albert Bandura

Der Begriff „Selbstwirksamkeit“ (Self-Efficacy) geht auf Banduras sozial-kognitive Theorie von 1977 zurück. Bandura beschreibt Selbstwirksamkeit als einen wesentlichen Baustein zielgerichteten Handelns, der sowohl die Motivation als auch das Verhalten prägt. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit packen Herausforderungen oft mutig an, während sich jene mit geringerer Selbstwirksamkeit oft scheuen oder zögern, an schwierige Aufgaben heranzugehen.

Bandura nennt vier Quellen der Selbstwirksamkeit:

  • Eigene Erfolgserfahrungen: Positive Erlebnisse stärken das Vertrauen in die eigene Kompetenz.
  • Stellvertretende Erfahrungen: Durch das Beobachten anderer, die erfolgreich handeln, kann die eigene Selbstwirksamkeit steigen.
  • Verbale Überzeugung: Zuspruch und positives Feedback anderer fördern das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
  • Emotionale und körperliche Zustände: Gefühle wie Stress oder Angst können die Selbstwirksamkeit beeinflussen.

 

Erwartungs-Wert-Theorie (Vroom, 1964)

Diese Theorie besagt, dass die Motivation einer Person davon abhängt, inwieweit sie erwartet, dass eine bestimmte Handlung zu einem gewünschten Ergebnis führt, und wie sehr sie dieses Ergebnis wertschätzt. Eine hohe Selbstwirksamkeit stärkt die Erwartung, durch eigenes Handeln Erfolg zu haben.

 

Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg, 1966)

Herzbergs Theorie unterscheidet zwischen Motivatoren, die Zufriedenheit fördern, und Hygienefaktoren, deren Fehlen Unzufriedenheit verursacht. Das Erleben von Selbstwirksamkeit kann als Motivator wirken und die Arbeitszufriedenheit erhöhen.

 

Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1985)

Diese Theorie differenziert zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation und betont die Bedeutung von Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit. Ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit fördert die intrinsische Motivation und das Wohlbefinden.

 

Zielsetzungstheorie (Locke & Latham, 1990)

Locke und Latham betonen, dass spezifische und herausfordernde Ziele die Leistung steigern. Das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, diese Ziele zu erreichen, beeinflusst die Motivation und das Engagement positiv.

 

Aktuelle Studienergebnisse

Die Studie von Härtwig & Sapronova (2020) beleuchtet die Digitalisierung in deutschen Industriebranchen. Die Untersuchung zeigt, dass Mitarbeitende meist willens und zuversichtlich sind, die Herausforderungen der digitalen Transformation anzunehmen. Digitale Selbstwirksamkeit gilt hierbei als entscheidend für das erfolgreiche Meistern der digitalen Umwälzungen.

Kittel et al. (2023) konzentrieren sich auf Selbstlernkompetenz und die Fähigkeit der Mitarbeitenden, selbstgesteuert am Arbeitsplatz zu lernen. Die Studie verdeutlicht, dass digitale Selbstwirksamkeit eine entscheidende Rolle spielt, um mit dem rasanten Wandel und den hohen Anforderungen der digitalen Arbeitswelt Schritt zu halten.

 

Selbstwirksamkeit und Gesundheitsverhalten

Die Studie von Luszczynska und Schwarzer (2015) liefert einen detaillierten Überblick zur Anwendung der sozial-kognitiven Theorie im Gesundheitsbereich, besonders zur Rolle der Selbstwirksamkeit. Hier die Kernaussagen:

  1. Selbstwirksamkeit als Kernfaktor im Gesundheitsverhalten: Die Studie unterstreicht, dass Selbstwirksamkeit maßgeblich das Gesundheitsverhalten beeinflusst. Ein starkes Vertrauen in die eigene Fähigkeit, gesundheitsfördernde Gewohnheiten zu entwickeln (wie Sport oder gesunde Ernährung), steigert die Chance, dass Menschen dies tatsächlich umsetzen.
  2. Phasen der Verhaltensänderung: Die Autoren beschreiben, wie Selbstwirksamkeit je nach Phase der Verhaltensänderung wirkt: In der Prä-Intentionsphase hilft sie, den Wunsch zur Veränderung zu entwickeln; in der Handlungsphase unterstützt sie die Umsetzung und in der Aufrechterhaltungsphase stärkt sie die langfristige Stabilität des Verhaltens.
  3. Interventionsstrategien zur Stärkung der Selbstwirksamkeit: Die Studie stellt Ansätze zur Förderung der Selbstwirksamkeit im Gesundheitskontext vor:
    • Mastery Experiences: Positive Erlebnisse bei gesundheitsförderlichem Verhalten steigern das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
    • Modelllernen: Das Beobachten erfolgreicher Vorbilder, die gesundheitsförderlich handeln, kann die Selbstwirksamkeit stärken.
    • Verbale Überzeugung: Zuspruch und positives Feedback von Fachkräften oder Familie fördern die Zuversicht in die eigene Handlungsfähigkeit.
    • Management emotionaler Zustände: Strategien zur Reduzierung von Stress und Angst bauen emotionale Hürden ab, was die Selbstwirksamkeit positiv beeinflusst.
  4. Anwendung in Präventions- und Interventionsprogrammen: Die Autoren zeigen, dass Selbstwirksamkeit in Präventionsprogrammen (z.B. Rauchentwöhnung oder Bewegungsförderung) eine wichtige Rolle spielt. Programme, die das Vertrauen der Teilnehmer in ihre Fähigkeiten zur Verhaltensänderung stärken, sind oft erfolgreicher.
  5. Zusammenhang von Selbstwirksamkeit und langfristigem Verhaltenserfolg: Die Studie betont, dass eine hohe Selbstwirksamkeit sowohl kurzfristig als auch langfristig zu gesundem Verhalten beiträgt. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit neigen dazu, neue Verhaltensweisen auch bei Rückschlägen oder in schwierigen Zeiten langfristig aufrechtzuerhalten.

Insgesamt legt die Studie nahe, dass die Stärkung der Selbstwirksamkeit eine Schlüsselrolle in Gesundheitsinterventionen spielt, da sie Menschen nicht nur zur Verhaltensänderung motiviert, sondern auch hilft, gesunde Gewohnheiten langfristig beizubehalten.

 

Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz (2022)

Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2022 legen nahe, dass Positive Interventionen bei langfristiger Anwendung das Potenzial haben, Wohlbefinden und persönliche Ressourcen von Beschäftigten zu steigern. Dies kann zu höherer Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit führen.

 

Selbstwirksamkeit und Positive Psychologie im Arbeitskontext

Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie werden zunehmend im Arbeitskontext eingesetzt, um die Leistung und das Wohlbefinden von Mitarbeitern und Führungskräften zu steigern. Die Anwendung von Signaturstärken am Arbeitsplatz hängt mit Berufszufriedenheit zusammen.

 

Anwendungen im Berufsalltag

Zur Förderung der Selbstwirksamkeit im Berufsalltag können verschiedene Methoden eingesetzt werden:

  • Erfolgstagebuch führen: Tägliches Notieren von persönlichen Erfolgen stärkt das Bewusstsein für eigene Kompetenzen.
  • Neue Aufgaben übernehmen: Das Ausprobieren neuer Tätigkeiten erweitert den Erfahrungshorizont und fördert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
  • Mentales Training: Die Visualisierung erfolgreicher Handlungen kann das Selbstvertrauen stärken und die Selbstwirksamkeit erhöhen.
  • Feedback einholen: Konstruktives Feedback von Kollegen oder Vorgesetzten hilft, die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder besser zu erkennen.

 

Methoden zur Steigerung der Selbstwirksamkeit

Es gibt verschiedene Strategien, um die eigene Selbstwirksamkeit zu steigern. Hier sind einige bewährte Methoden:

  1. Setze realistische Ziele: Beginne mit kleinen, erreichbaren Zielen und steigere den Schwierigkeitsgrad allmählich. Erfolgserlebnisse stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
  2. Erfolgstagebuch führen: Notiere täglich deine Erfolge und Fortschritte. Dies hilft, positive Erfahrungen zu verankern und ein Gefühl der Kompetenz zu entwickeln.
  3. Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit, um über deine Stärken und Erfolge nachzudenken. Dies fördert ein positives Selbstbild und stärkt die Überzeugung, Herausforderungen meistern zu können.
  4. Lerne aus Rückschlägen: Betrachte Misserfolge als Lernchancen. Analysiere, was schiefgelaufen ist, und überlege, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst.
  5. Suche Unterstützung: Mentoring-Programme oder der Austausch mit erfahrenen Kollegen können wertvolle Unterstützung bieten. Sie können dir helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und deine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
  6. Visualisierung: Stelle dir vor, wie du erfolgreich eine Herausforderung meisterst. Diese mentale Übung kann das Vertrauen in deine Fähigkeiten stärken.
  7. Selbstmitgefühl entwickeln: Sei freundlich zu dir selbst, besonders in schwierigen Zeiten. Selbstmitgefühl kann helfen, die Resilienz zu erhöhen und die Selbstwirksamkeit zu stärken.
  8. Fortbildung und Lernen: Investiere in deine Weiterbildung und lerne neue Fähigkeiten. Je mehr Wissen und Fähigkeiten du hast, desto sicherer wirst du dich fühlen.

 

Verwendete Literatur

Locke, E. A., & Latham, G. P. (1990). A Theory of Goal Setting and Task Performance. Prentice Hall.

Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic Motivation and Self-Determination in Human Behavior. Plenum.

Herzberg, F. (1966). Work and the Nature of Man. World Publishing.

Vroom, V. H. (1964). Work and Motivation. Wiley.

Bandura, A. (1997). Self-Efficacy: The Exercise of Control. Freeman.

Harzer, C., & Ruch, W. (2013). The application of signature character strengths and positive experiences at work. Journal of Happiness Studies, 14, 965–983.

 

Blogbeiträge

Selbstwirksamkeit stärken: Die 4 WOOP Schritte der Psychologie des Gelingens

PERMAkultur beginnt bei mir selbst: 3+3 Morning Starter 

Buch Positive Self-Leadership. 8 Faktoren für Wohlbefinden und Potenzialentfaltung

Positive Self-Leadership mit dem PERMA-SL-Dashboard

 

Lese- und Buchtipps

Oettingen, G. (2017). Die Psychologie des Gelingens. Droemer.

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