Mythos Unverwundbarkeit – Die Superman-Falle (1/4)

„Ich habe keine Zeit für Schwäche, sonst fällt alles auseinander.“ Diesen Satz hörte ich kürzlich von einem Coachee, einem erfahrenen Projektleiter in der Tech-Branche und bringt den Mythos Unverwundbarkeit auf den Punkt. Man muss stark und dabei (müde) lächeln Hinter dem Lächeln: pure Erschöpfung.

Zwischen Held und Hamsterrad

In der modernen Arbeitswelt hat sich die Vorstellung einer „unverwundbaren“ Führungskraft tief verankert – stets verfügbar, immer stark, unfehlbar. Doch hinter der glänzenden Fassade lauern chronische Erschöpfung, Selbstzweifel und eine bedrückende Einsamkeit an der Spitze. Die emotionale Last ist enorm – für Sie persönlich, für Ihr Team und letztlich für das gesamte Unternehmen.

Doch es gibt einen Ausweg. Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie, Resilienzforschung und der stärkenbasierten Führung zeigen: Mit gesunder Selbstführung, Sinn und klaren Grenzen lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie die „Superman“-Falle erkennen – und wie Sie sich und Ihr Team nachhaltig entlasten.

„Ich funktioniere nur noch. Aber es reicht nie.“
So beschrieb eine Führungskraft in einem Coaching ihre innere Lage

Erschöpft, getrieben, einsam. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Mythos Unverwundbarkeit: Emotionale Erschöpfung und Überlastung werden ausgeblendet

Der stille Druck: Wenn Leistung zur Falle wird

Der Mythos der Unverwundbarkeit

Führungskräfte berichten regelmäßig von hohem Stress und einem kaum zu bewältigenden Zeitdruck, 37 % von ihnen erleben diesen Zustand dauerhaft¹. Projektleiter leisten im Schnitt 47,4 Stunden pro Woche, viele fühlen sich dabei ständig erreichbar². Dahinter steht oft ein inneres Narrativ: „Ich muss perfekt sein.“ – ein Anspruch, der selten von außen kommt, sondern tief verinnerlicht ist³.

Doch diese Haltung hat Folgen. Chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, emotionale Erschöpfung und sogar Angstzustände sind keine Seltenheit⁴. Ein durchstrukturierter Tag wird zur tickenden Zeitbombe, bei der das kleinste Unerwartete das fragile Konstrukt sprengt.

Wenn der Körper nicht mehr mitspielt

Ein Beispiel: Eine 44-jährige Führungskraft schilderte, wie ihr Körper ihr die „rote Karte“ zeigte, nachdem sie sich wochenlang überfordert hatte⁵. Bei Projektleitern zeigen sich alarmierende Zahlen: 35 % kritische Werte bei Erschöpfung und 36 % bei Zynismus⁶. Dies sind starke Vorboten für ein Burnout.

Hinzu kommt die soziale Isolation. Der Druck, keine Schwäche zeigen zu dürfen, verhindert offene Gespräche – selbst mit vertrauten Kolleg*innen. Diese „unsichtbare Mauer“ isoliert. Wer immer stark wirkt, wird nicht gefragt, wie es ihm wirklich geht.

Mythos Unverwundbarkeit: Wenn Überlastung krank macht

Negative Vorbilder: Der Preis der Unerreichbarkeit

Doch nicht nur Sie zahlen einen Preis. Auch Ihre Mitarbeitenden beobachten, wie Sie mit sich selbst umgehen und imitieren dieses Verhalten⁷. Eine permanente Verfügbarkeit wird zur unausgesprochenen Erwartung, Perfektion zur stillen Norm. Die Folge: Teams übernehmen dieses destruktive Muster, es entsteht ein kollektiver Präsentismus⁸.

Das Ergebnis ist ein toxisches Umfeld, in dem Burnout-Risiken steigen – bei allen Beteiligten⁹. Unternehmen verlieren nicht nur Menschen, sondern auch Leistung, Kreativität und Innovationskraft¹⁰.

Positive Psychologie als Ausweg: Neue Stärke durch Selbstführung

Was braucht es also, um diese Dynamik zu durchbrechen? Die Positive Psychologie liefert hier entscheidende Impulse. Statt nur Symptome zu behandeln, fragt sie:

Was macht Menschen stark?

Und: Wie lässt sich eine Kultur schaffen, in der Gesundheit, Leistung und Sinn gemeinsam gedeihen?

Ein zentrales Konzept: das PERMA-Modell¹¹. Es beschreibt fünf Säulen psychologischen Wohlbefindens – positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und Zielerreichung. Wenn Führungskräfte diese Prinzipien in ihren Alltag integrieren, transformieren sie nicht nur ihr eigenes Erleben – sondern auch die Atmosphäre in ihrem Team.

Ebenso wirkungsvoll ist das stärkenorientierte Arbeiten: Wer seine individuellen Stärken kennt und gezielt einsetzt, erlebt mehr Selbstwirksamkeit, Klarheit und Zufriedenheit¹². Und genau hier setzen unsere Lösungsansätze an.


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Drei konkrete Schritte raus aus der Überlastung

1. Stärken erkennen und gezielt nutzen

Viele Führungskräfte kennen ihre Schwächen besser als ihre Stärken. Doch Stärkenorientierung bedeutet nicht Selbstbeweihräucherung – sondern eine realistische Einschätzung: Was kann ich besonders gut? Was gibt mir Energie?

  • Tipp: Nutzen Sie Tools wie das VIA-Stärkenprofil oder ein strukturiertes Coaching-Gespräch, um Ihre charakterlichen Stärken herauszuarbeiten.
  • Anwendung: Reflektieren Sie regelmäßig, ob Ihre Hauptaufgaben mit Ihren Stärken in Einklang stehen. Wenn nicht: Delegieren oder priorisieren Sie neu.
  • Beispiel: Ein Geschäftsführer erkannte im Coaching, dass seine größte Stärke in der strategischen Kommunikation lag und nicht im operativen Detail. Eine klare Rollenverschiebung schuf Entlastung und mehr Wirkung.

2. Grenzen setzen: Nein sagen, um Ja zu sich zu sagen

Grenzen zu ziehen heißt nicht, sich zurückzuziehen – sondern bewusst Raum für Qualität und Regeneration zu schaffen. Wer immer verfügbar ist, wird unklar, austauschbar – und verliert an Führungskraft.

  • Tipp: Legen Sie tägliche digitale Ruhezeiten fest. Auch im Kalender.
  • Anwendung: Vereinbaren Sie mit Ihrem Team klare Erreichbarkeitsregeln – auch für sich selbst.
  • Beispiel: Eine Projektleiterin begann, Meetings nicht mehr nach 17 Uhr zuzulassen. Nach anfänglichen Unverständnis folgte der Respekt. Ihr Team übernahm das Prinzip.

3. Sinn (re)aktivieren: Warum tun Sie, was Sie tun?

Ohne ein klares Wofür wird jede Anstrengung zur bloßen Pflichterfüllung. Doch wer sich mit seiner Arbeit identifiziert, fühlt sich lebendiger, motivierter – und belastbarer.

  • Tipp: Schreiben Sie für sich drei zentrale Gründe auf, warum Sie Ihre Rolle ausfüllen – jenseits von Status und Einkommen.
  • Anwendung: Teilen Sie Ihr „Warum“ regelmäßig mit Ihrem Team und fragen Sie nach deren Sinn-Erleben.
  • Beispiel: Ein Führungsteam etablierte monatlich ein 30-minütiges „Purpose-Gespräch“: Was treibt uns an? Was wollen wir bewirken? Die Folge: Mehr Klarheit, mehr Motivation und ein tieferes Miteinander.

Fazit: Führung beginnt bei Ihnen

Die Superman-Falle ist keine Schwäche, sie ist das Resultat einer Kultur, die Leistung über Menschlichkeit stellt. Doch Sie haben die Wahl. Indem Sie auf Ihre Stärken setzen, gesunde Grenzen leben und sich mit Sinn verbinden, schaffen Sie einen neuen Raum für nachhaltige Führung.

Dieser Weg ist keine Einbahnstraße. Er beginnt bei Ihnen, und wirkt weiter in Ihr Team, Ihre Organisation und letztlich die Gesellschaft.

Reflexion & Weiterdenken

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Führung darf menschlich sein. Und genau dann wird sie wirksam.

Fußnoten und Quellen

  1. https://www.limes-schlossklinik-fuerstenhof.de/blog/psychische-gesundheit-von-fuehrungskraeften-als-schluessel-zum-erfolg/
  2. https://www.gpm-ipma.de/fileadmin/user_upload/Netzwerk/Regionalgruppen/Karlsruhe/praesi-burnoutstudie-gpm-2015.pdf
  3. https://systemisches-institut-hamburg.de/der-ueberforderungseffekt-balance-fuer-coaches-und-fuehrungskraefte-2/
  4. https://www.zfm-bonn.de/blog/psychische-belastung-und-emotional-awareness-am-arbeitsplatz/
  5. https://sandralianebraun.de/kundenstimmen/
  6. https://www.priofy.io/de/ressourcen/academy/warum-ist-projektmanagement-so-stressig
  7. https://www.effectory.com/de/wissen/arbeitsplatz-als-wohlfuehlort-warum-wohlergehen-kosten-spart/
  8. https://www.mentalport.health/blog/okonomische-verlust-durch-mentale-gesundheitsprobleme-am-arbeitsplatz-analyse-und-losung
  9. https://www.wrike.com/de/blog/mitarbeiterbindung-die-reellen-kosten-von-talentverlust/
  10. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/rekord-krankenstand-rezession-100.html
  11. https://www.perma-lead.com/blog/wie-der-fuehrungsstil-die-burnout-gefaehrdung-beeinflusst
  12. https://www.positivity-guides.de/positive-leadership-und-positive-psychologie/

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