Denken, Fühlen und Handeln sind normale psychische Prozesse. Psychische Belastungen sind also normal. Vom Flow-Konzept wissen wir, dass wir am besten sind, wenn wir weder unterfordert (Langeweile, Monotonie-Erleben) noch überfordert sind (Überforderung, Ermüdung, Sättigung). Erleben wir Über- oder Unterforderung sprechen wir im Alltag von Stress.
Genau hier setzt das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) an. Eines der wichtigsten Ziele ist die Stressreduktion zur Vermeidung und Verringerungen von Unfällen am Arbeitsplatz. Die Evaluierung psychischer Belastungen (ASchG) kann natürlich auch als Grundlage für die Einführung von Gesundheitsprogrammen und Positive Leadership genutzt werden.
Weg vom Stress, hin zum Engagement
Nutzen für die Unternehmen
- Sie wissen, wo es „happert“, was als „stressig“ erlebt wird
- Wo es zu negativen Langzeitfolgen kommt – Langzeitkrankenstände, dauerhafte, strukturelle Konflikte bis hin zur Kündigung von Schlüsselkräften
- Sie wissen, wo Sie strukturell ansetzen können
- Sie wissen, was gut läuft – was beizubehalten ist.
- Arbeitsplatzinhaber*innen fühlen sich als „Experten*innen“ ernstgenommen.
- Es werden realisierbare Lösungsvorschläge erarbeitet.
Und natürlich: Verbesserte Arbeitsplatzbedingungen führen zu engagierteren, gesünderen Mitarbeiter*innen, welche wahrscheinlich ein besseres betriebswirtschaftliches Ergebnis erarbeiten werden!
Was steht im Gesetz (ASchG) und was bedeutet dies in der Praxis?
Die Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) verankert die gesetzliche Verpflichtung des Unternehmens, im Sinne der Gefahrenverhütung „physische und psychische Belastungen, die zu Fehlbeanspruchungen führen“ zu evaluieren und die Verhältnisse (Arbeitsbedingungen) verbessernde – d.h. strukturelle Maßnahmen zu setzen. Dabei sind standardisierte, arbeitspsychologische Erhebungsinstrumente zu verwenden, die Beteiligung der Belegschaft sicher zu stellen und strukturelle Verbesserungsmaßnahmen anzuwenden.
Unter Gefahren im Sinne dieses Bundesgesetzes sind arbeitsbedingte physische und psychische Belastungen zu verstehen, die zu Fehlbeanspruchungen führen.
(§ 2 Z 7 ASchG)
Dies heißt übersetzt, dass man
- Man muss evaluieren muss, was Stress auslöst, um negative Folgen zu verringern oder zu vermeiden, wie z.B. Unfälle, Ermüdungsymptome (Burnout) oder Langzeitkrankenstände.
- Dabei müssen standardisierte Instrumente, wie Fragebögen oder Gesprächsleitfäden verwendet werden. Was „selbstgeschnitzes“ ist also nicht zulässig. (Anm.: Dazu gibt’s auch eine Norm ISO ÖNorm 10075).
- Und man muss (mit einer Auswahl) der Belegschaft reden, z.B. in einem Workshop. Ein Fragebogen alleine ist also zu wenig!
- Weiters stehen strukturelle Maßnahmen im Vordergrund, z.B. Einführung neuer Methoden, Werkzeuge oder Abläufe.
Mögliche standardisierte Untersuchungsinstrumente sind
- Evalog – Evaluierung im Dialog: Dies ist ein für Kleinstbetreibe entwickeltes Evaluierungsverfahren, für Betriebe mit wenigen Mitarbeiter*innen (z.B. 3 bis 20 Mitarbeiter*innen)
- ABS: Ist ein standardisiertes Verfahren für Klein und Mittelbetriebe. Dabei werden die Befragung und die Ausarbeitung der Maßnahmenvorschläge bzw. Maßnahmen in Workshops durchgeführt.
- BASA II oder KFZA sind standardisierte Fragebögen, welche der Norm ISO 10075 entsprechen. Für Team bzw. Gruppenbefragen ist zu beachten, dass es pro Gruppe eine Mindestanzahl von 7 Teilnehmenden eingehalten werden sollte, um die Anonymität zu gewährleisten. Die Ergebnisse werden im Anschluss in den jeweiligen Tätigkeitsgruppen in Workshops besprochen, um daraus Maßnahmen abzuleiten.
Was sind psychische Belastungen genau?
Psychische Belastungen sind die objektiven, durch die Arbeitsanforderungen und Arbeitsumwelt von außen auf das menschliche Denk- und Handlungssystem psychisch einwirkenden Faktoren. Alles was denken, fühlen und handeln auslöst, sind psychische Belastungen.
Während der Begriff Belastung umgangssprachlich negativ verwendet wird, definiert die Normdiese neutral.
Zum besseren Verständnis sind hier ein Vergleiche mit den physischen Belastungen hilfreich: Bewegung, langes Stehen oder Sport im Maßen. Bewegen wir uns zu wenig oder betreiben wir zu wenig Sport ist es ungesund. Betreiben wir zu viel Sport bewegen wir uns zu schnell, kann dies auch ungesund sein. Genauso ist es bei den psychischen Belastungen. Bei den psychischen Belastungen werden vier Dimensionen unterschieden, die in der Tabelle unterhalb dargstellt sind.
Was sind psychische Fehlbeanspruchungen?
Die unmittelbare Auswirkung von psychischen Belastungen auf den einzelnen Menschen wird psychische Beanspruchung genannt. Die Ausprägungen der psychischen Beanspruchungen sind neben individuellen Voraussetzungen vor allem von Stärke und Dauer der psychischen Fehlbelastungen (Stress) abhängig. Zu den beeinträchtigenden Effekten zählen Überforderung (Ermüdung, Sättigung, Stress im engeren Sinn) und Unterforderung (Monotonie).
Psychische Beanspruchungen sind das Resultat aus dem Wechselspiel zwischen Anforderungen und Ressourcen, und lassen sich gut anhand eines Waagen-Modells darstellen.
Praxisbeispiele
Nehmen wir zur Veranschaulichung einen typischen Büroarbeitsplatz, mit je vier MitarbeiterInnen pro Büroraum. Zu den Tätigkeiten zählen persönliche und telefonische Kunden*innen-Gespräche, Schriftverkehr (intern – z.B. Bestellungen und extern – z.B. Emailverkehr), administrative Tätigkeiten und Projektzusammenarbeit mit Kollegen*innen. Nun stellt sich die Frage, welche Belastungen auftreten können, die zu Fehlbeanspruchungen führen. Hier ein Beispiel aus der Praxis.
Positive und Negative Langzeitfolgen
Psychische Fehlbeanspruchungen führen zu negativen Langzeitfolgen für die Belegschaft. Diese beginnen bei verminderter Leitungsfähigkeit und vermindertem Engagement und können in physischen und psychischen Erkrankungen (und/oder Burnout) enden.
Ebenso treten auf Unternehmensseite negative Langzeitfolgen wie z.B. verminderte Erfolgsquoten, erschwerte Steuerbarkeit, Einbruch der Wettbewerbsfähigkeit, Langzeitkrankenstände und erhöhte Fluktuation auf, die sich in den Unternehmenskennzahlen niederschlagen und auf Managementebene durch kurzfristigen Aktionismus zwar übertauchen, jedoch nicht langfristig beheben lassen. Indirekt wird es für Unternehmen mit einen „schlechten Ruf“ zunehmend schwieriger werden, Schlüsselarbeitskräfte zu halten und neu zu finden (Stichwort: Employer Brand Management)
Chancen und Potenziale der Evaluierung Psychischer Belastungen
Auf Seite der Mitarbeiter*innen kann das Ausbleiben bzw. die Verminderung von psychischen Fehlbelastungen (Stress) den Nährboden für Leistungsfähigkeit, Engagement und dauerhafte psychische und physische Gesundheit (bzw. eudaimonisches Wohlbefinden) bilden.
Auch für das Unternehmen führt dies zu positiven Langzeitfolgen. Gesunde und glückliche Mitarbeiter sind leistungsfähiger und erfolgreicher. Angst ist kein Treiber für Kreativität und Innovation. In einer Metastudie (die auf 200 Einzelstudien basiert) wurde festgestellt, dass glücklichere Menschen erfolgreicher sind: Sie sind 31 Prozent produktiver, verkaufen 37 Prozent mehr, sind dreimal kreativer, weniger krank und loyaler gegenüber dem Arbeitgeber. Kurzum: Unternehmen werden dadurch deutlich wettbewerbsfähiger.
Die Evaluierung psychischer Belastungen kann auch eine gute Voraussetzung für das Einführen von Positive Leadership und Gesundheitsprogrammen im Sinne der Positiven Psychologie sein.
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So können wir uns kennenlernen und es ermöglicht uns, zu klären, was ich für Sie tun kann.
Ich freue mich auf ein Kennenlernen!
Gottfried Epp