4 Coaching Metapher (n) im Einsatz

Im Coaching kann man zwischen dem Einsatz des Coaches, also z.B. der eingesetzten Methoden, und dem Prozess und „dem Ergebnis“ unterscheiden. Oftmals ist dies ein Satz der den Unterschied macht.

Coaching Metapher „Einsatz“ vs. „ein Satz“

Die „Einsatz“ bzw. „ein Satz“ Metapher ist mir bei einer Podcast-Folge von Positiv-Führen untergekommen. In dieser Folge hatte Christian Thiele den Wirtschaftspsychologen Nico Rose zu Gast. Dass Rose ein Metallfan brauchte er nicht extra dazu sagen – man hat es gehört. Ich finde das sehr sympathisch und machte das Ganze noch authentischer. Jedenfalls erzählt Rose hier von der „Einsatz-Metapher“, die er selbst in einer Coaching Ausbildung kennen gelernt hat. Einsatz hat in diesem Zusammenhang zwei Bedeutungen, und wie Sie schon gemerkt haben, handelt es sich um ein Wortspiel – was mich persönlich wahrscheinlich am meisten getriggert hat. Daher möchte ich noch eine dritte (Be)Deutung hinzufügen. Also die Metapher geht so:

Coaching Metapher 1: Einsatz des Coaches

In einem Coaching ist der Coach vor allem für den Prozess verantwortlich. Sie/Er sollte darauf achten, dass die erfüllbaren und bearbeitbaren Erwartungen des Coachees bearbeitet werden. Im besten Fall sogar gelöst werden. Das macht der Coach mit Einsatz, wie z.B. systemischen Fragetechniken, Wunderfragen, Bildern, Zeichnungen, Legosteinen, usw. Und die Coaches unter Ihnen wissen es, in manchen Coaching-Phasen braucht man einen hohen Einsatz, sprich man muss alles Register der Coaching-Kunst ziehen, um den Prozess voran zu bringen. Wenn es gut gelingt, bekommt man am Ende ein nettes Feedback. Kürzlich meinte ein Coachee bei der letzten Coaching-Einheit:

„Bitte bleiben Sie weiterhin so hartnäckig. Ich gebe es ja zu, dass ich bei den ersten beiden Sitzungen nicht daran geglaubt habe, dass mir die ´3-Good-Things-Exercise´ wirklich hilft. Und Sie haben einfach nicht, nachgelassen bis ich endlich drei Beispiele gefunden hatte. Vielen Dank dafür!“

Feedback eines Coachees

Coaching Metapher 2: Ein Satz der alles ändert

Die zweite Bedeutung ergibt sich aus dem zweiten Teil des Wortspiels: Aus dem „Einsatz“ wird „ein Satz“. Damit ist gemeint, dass sich der Coachee einen Satz aufschreibt oder verinnerlicht, der ihr/ihm hilft das zukünftige Verhalten in die gewünschte Richtung zu ändern. Manchmal sind es auch Sätze, die den Reflexionsprozess auf den Punkt bringen. Manchmal ist es relativ klar, wie dieser Satz lautet – weil man darauf hingearbeitet hat, wie z.B. „Ich möchte, wenn ich am Abend von der Arbeit nach Hause komme, zufrieden sein und genug Energie für meine Familie haben.“ Manchmal kommen auch interessante Rückmeldungen. Unlängst meinte ein Coachee:

„Sie haben mir sehr beim Reflektieren geholfen. Vor allem ein Satz, den Sie gesagt haben, hat stark nachgewirkt […] ´Sie sind ja arbeitssüchtig! ´“

„Ein Satz“, der wirkt

Coaching Metapher 3: Einsatz des Coachees

 In vielen der Einzelcoachings der letzten Monate ging es um den übermäßigen Einsatz des Coachees. Unzureichende Arbeitsbedingungen (z.B. zu wenig Zeit) stehen viel zu hohen Anforderungen gegenüber. Das Effort-Reward-Inbalance-Modell (kurz ERI) von Siegrist beschreibt dies sehr treffend. Mit Effort werden die wahrgenommenen Anforderungen definiert, also z.B. sämtliche Verantwortungsbereiche, Verantwortlichkeiten oder Aufgaben (Tasks) die man erledigen sollte. Unter Reward versteht man die wahrgenommene Belohnung, wie z.B. Lohn, wertschätzendes Feedback, Lob von Führungskräften, Kollegen*innen oder auch Kunden*innen.

Als dritter Aspekt kommt in Folge der Einsatz des Mitarbeitenden (=in dem Fall mein Coachee) in Spiel. Durch entsprechenden übermäßigen Einsatz wird versucht die schlechten Rahmenbedingen des Jobs auszubessern. In anderen Worten: Durch ein Überengagement (Overcommitment) versucht der Mitarbeiter, das was eigentlich nicht geht, trotzdem zu erreichen. Frei nach dem Motto: „Wenn das ´Management´ das so vor gibt, dann muss es sich doch ausgehen.“ oder „Wenn ich mich nur mehr anstrenge, dann geht es sich schon irgendwie aus.“ Im Coaching geht es dann meistens darum, den Einsatz des Coachee wieder in Balance zu bringen.

Für die Fußballfans unter Ihnen habe dazu ein besonderes Schmankerl. Ich frage, die Coachees nach Ihrem Lieblingsverein, ein Coachee mit bayrischen Wurzeln entschied sich für den FCB. Daraus wurde folgende Metapher:

„Ein europäischer Spitzenclub wie der FC Bayern München hat einen Kader von ca. 30 Spielern – mit Ersatzspielern aus der U21 vielleicht sogar 36. Diesen Kader brauchen Sie auch, wenn sie die Deutsche Bundesliga, den DFB-Cup und die Champions League gewinnen wollen. Im Vergleich dazu versucht Ihr Unternehmen Ihr Team das gleiche, nur eben mit genau 11 Spielern. Und dann versucht der einzelne wie Sie durch übermäßiges Engagement dieses Manko wieder auszugleichen. Um zu Fußball-Metapher zurückzukehren: Auch der Thomas Müller kann alleine nicht die Champions-League gewinnen.“

Methaper zum übermäßigen Einsatz (=Overcommitment)
Coaching Metapher "Arbeiten im Vollsprint"
Coaching Metapher „Arbeiten im Vollsprint“

Coaching Metapher 4: Einsatz im Tauschgeschäft zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen

Dies sollte – oder besser MUSS auch – im Interesse der Arbeitgeber*innen sein. Denn nur ein gesunde/r Mitarbeiter*in kann dauerhaft gute und qualitativ hochwertige Leistungen bringen. Zwingt man seine Mitarbeitenden dazu die „Arbeit im Vollsprint zu erledigen“, schafft man nur auf den ersten Blick mehr. Ist man die meiste Zeit im Vollsprint unterwegs, übersieht man einerseits die eine oder andere Kleinigkeit bzw. hat keine Zeit dafür, wodurch die Qualität der Arbeit leidet. Andererseits führt eine dauerhafte Effort-Reward-Inbalance (im ERI-Modell nach Siegrist) mit hoher Wahrscheinlichkeit zu negativen gesundheitlichen Folgen bei den Arbeitnehmer*innen (bis hin zum Burnout).

Wer die ganze Zeit im Vollsprint unterwegs sein muss, wird irgendwann an Erschöpfung zusammenbrechen. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, muss das Tempo in Balance bringen. Nur so kann man einen Marathon gewinnen.

Metapher über das richtige Tempo in der Arbeit

Wenn Ihnen auch eine Metapher zum „Einsatz“ oder „ein Satz“ einfällt, freue ich mich über Ihre Kommentare. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Weiterdenken und alles Gute für Ihre Vorhaben.

Credits – Danksagung

Ein spezielles Dankeschön geht Christian Thiele und Nico Rose, die mich zu diesem Betrag in dieser Podcast-Folge von Positiv-Führen inspiriert haben. Für alle Fans der Positiven Psychologie seien die Bücher der beiden Herren ans Herz gelegt. Die Bücher von Christian Thiele findet Ihr hier, und die von Nico Rose hier.

Inspiration & Tipps

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2 thoughts on “4 Coaching Metapher (n) im Einsatz”

  1. Lieber Gottfried, sehr spannend!
    Zwei Gedanken dazu:
    – Muss CoachIn auf diesen „einen Satz“ hinarbeiten? Coaching arbeitet doch auch häufig mit dem Vorsprachlichen, Körperlichen, Halbbewussten, da können Sätze eine Rolle spielen – aber auch Stimmungen, Empfindungen etc.
    – Sollte Einsatz nicht eher von KlientIn kommen statt von CoachIn, um Ownership zu erhöhen, um Ratschlag zu vermeiden?
    Schönen Gruß, Christian

    Antworten
    • Lieber Christian, vielen Dank für Dein Kommentar.

      Ich bin ganz bei Dir, dass „Beratung ohne Ratschlag“ (Radatz) das Ziel im Coaching sein sollte.

      Und nein – ich habe nicht auf diese Sätze hingearbeitet. Es waren Bilder, die aus den (Selbst-)Erkennissen der Coachees entstanden sind.

      Es war eher so, dass ich inspiriert durch Deinen Podcast auf dieser Metapher(n) „ein Satz“ vs. „Einsatz“ hängen geblieben bin, und begonnen habe, dass am Ende der Coaching-Prozesse abzufragen. Vielleicht versuche ich dies im Blogabschnitt noch etwas zu verdeutlichen.

      Nochmals vielen Dank – ich freue mich über regen!

      Antworten

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